Beim Landesligisten FV Mosbach tummeln sich aktuell bekannte Namen im Team – Schon die Väter einiger Spieler waren zu ihrer Zeit für den MFV aktiv
RNZ 28.02.2022 Mosbach. (Hubert Waldenberger) In der Alten Pinakothek in München ist ein Gemälde von Jacob Jordaens zu bewundern, das den Titel trägt: „Wie die Alten sungen, zwitschern die Jungen.“ So lautet auch eine bekannte und manchmal negativ belegte Redensart, die mit Blick auf den FV Mosbach jedoch positiv gemeint ist. Einstmals trugen Fußballer das Trikot des MFV, deren Zeit als Aktive viele Jahre zurückliegt, gleichwohl tauchen deren Nachnamen aktuell beim Mosbacher Traditionsverein auf, weil inzwischen Söhne der „Alten“ in der Landesligaelf der Kreisstädter aktiv sind.
Als da wäre: Riccardo Stadler, der im Sommer 2021 vom Oberligisten Neckarsulmer SU zum MFV stieß und inzwischen fünf Treffer erzielte. Dessen Vater Joachim Stadler stabilisierte schon als 17-Jähriger die Abwehr des damals in der Verbandsliga beheimatet gewesenen Mosbacher Fußballvereins. Eine Spielzeit später avancierte der aus Breitenbronn Stammende beim SV Schwetzingen zum Oberligafußballer und ein Jahr danach beim 1. FC Kaiserslautern zum Defensivmann in der 1. Bundesliga. Ob Kleiner Odenwald (Karlheinz Förster) oder Hoher Odenwald (Paul Steiner), Stadler war der dritte Abwehrrecke aus dem Fußballkreis Mosbach, der in der 1. Bundesliga den Angreifern das Leben schwer machte.
Vor der Saison 1991/92 wechselte Stadler als U-21-Nationalspieler vom Pfälzer Betzenberg auf den Mönchengladbacher Bökelberg zur dortigen Borussia, deren Publikum ihn bald zum Liebling kürte. Auch in der Borussia-Führungsetage genoss er hohes Ansehen, was nach der Bundesligapartie zwischen dem VfB Stuttgart und den Gladbachern am 9. November 1991 offenbart wurde. Der kurz vor seinem 59. Geburtstag verstorbene Borussia-Manager Rolf Rüssmann lobte gegenüber dem für die RNZ Schreibenden den Fußballer aus dem Aglasterhausener Ortsteil: „Wir sind glücklich, dass wir Achim haben. Er vereinigt alle Attribute eines guten Abwehrspielers auf sich.“ Und der damalige Mönchengladbacher Coach Jürgen Gelsdorf ergänzte: „Achim hat heute wieder ein sehr gutes Spiel gemacht.“
Mitte 1997 wechselte Joachim Stadler zum SSV Ulm, mit dem er unter Trainer Ralf Rangnicks Regie in die 1. Bundesliga aufstieg, ehe er sich im Juli 2001 für ein halbes Jahr PAS Patraikos (Griechenland) anschloss. Danach wechselte er zum FC Augsburg. Und dort beendete der Abwehrrecke aufgrund einer schweren Knieverletzung 2003 seine Profi-Karriere (130 Spiele 1. Bundesliga, 47 Spiele 2. Bundesliga, 18 Spiele DFB-Pokal). Was Verletzungen anbelangt, war Joachim Stadler kein Glückskind, sondern oft vom Pech verfolgt. Mehrfach warfen ihn schwere Verletzungen zurück, doch er stand immer wieder auf. Typische Odenwälder Mentalität?
Der Vater der beim MFV aktiven Brüder Luca und Leon Knörzer heißt mit Vornamen Heiko. Der Weg des Pädagogen Heiko Knörzer, der sowohl in der A-Jugend als auch ein Jahr bei den Senioren das Trikot der Mosbacher trug, führte 1988 zusammen mit seinen FV-Kollegen Stefan Strerath sowie Matthias Bernhardt aus dem Odenwald zum SV Sandhausen. Für wenige Monate kehrte Heiko Knörzer zum MFV zurück, streifte bald danach jedoch das Trikot des Oberligisten SV Schwetzingen über. Wobei anzumerken ist, dass die damalige Oberliga als Unterbau für die 1. und 2. Bundesliga stand. Die 3. Liga sowie die Regionalligen wurden Jahre später installiert.
Beim Sportverein der Spargelstadt war Achim Stadler ebenso Knörzers Mannschaftskamerad wie Rolf Lang aus Rittersbach. Dort hatte der einstige MFV-Coach als Raimund Lietzau als Trainer das Sagen. Lietzau, Spitzname Hammer, gehörte 1974 zur Truppe des VfB Eppingen, die als „HSV-Killer“ bekannt wurde. In Heiko Knörzers Fußballer-Vita stehen als weitere Stationen der VfB Leimen, der SV St. Ilgen sowie der damalige Oberligist SV Bammental (Trainer: Hansi Flick). Zwar hat der inzwischen dem Tennissport frönende Lehrer mit Fußball nichts mehr am Hut, gleichwohl ist Knörzers Kontakt zum MFV nie abgerissen.
Christoph Bender erzielte in seiner MFV-Laufbahn mehr als 100 Tore. In der Vorrunde gehörte er noch zum Kader, litt jedoch unter einer langwierigen Verletzung, sodass er in der Winterpause den Kicksport aufgab. Michael Bender, Christophs Vater, war in zwei Aufgabenbereichen für die Mosbacher unterwegs. Von 1993 bis 1995 auf dem Rasen in einer Position, die aus der Sportart verschwunden ist: Libero. Und im Sommer 2007 übernahm Michael Bender den Job als Trainer. Am letzten Saisonspieltag 2007/08 stieg vor 2500 Zuschauern die Partie der „Landesliga-Giganten“ aus Buchen und Mosbach. Dem TSV Buchen reichte das 1:1, um mit 72 Punkten die Meisterschaft in die TSV-Chronik zu schreiben, der MFV wurde mit einem Zähler weniger Vizemeister – und Christoph Bender imponierte mit 32 Toren als Torschütze vom Dienst. Im Relegationsmatch um den Verbandsligaaufstieg zog die Bender-Elf in Östringen gegen den FC Nöttingen II mit 0:4 jedoch den Kürzeren.
In der Spielzeit 2008/09 war erneut Relegation angesagt, denn die Kreisstädter mussten dem Meister TV Hardheim den Vortritt lassen. Zu den damaligen Landesliga-Kräfteverhältnissen: Tabellendritter TSV Höpfingen hatte 24 Zähler weniger als der FV auf dem Konto. Und Christoph Bender zeigte erneut seine Torjäger-Qualität: 34 Treffer. Das erste Relegationsspiel gegen den FC Östringen gewannen die Mosbacher mit 4:2, in der zweiten Partie scheiterten sie jedoch mit 0:1 am SV Waldhof II. Ein Jahr später gelang der Direktaufstieg, denn die Bender-Mannschaft stand in der Tabelle am Ende ganz oben und feierte mit 23 Punkte Vorsprung vor dem VfR Uissigheim die Meisterschaft und die damit verbundene Höherstufung in die Verbandsliga.
Beim Namen von Niklas Ebert, der in der laufenden Runde in 13 der 14 Mosbacher Matches im Einsatz war, folgt automatisch die Vermutung, der Defensiv-Stammspieler könnte ein Sohn des mit dem „FV-Gen“ ausgestatteten Jörg Ebert sein, der in vielen Jahren für den MFV zig Tore erzielte, drei Jahre als Spielertrainer des SV Dielbach wirkte (76 Trore), als 39-Jähriger zum FV 1919 zurückkehrte und dort weitere Treffer für die Mosbacher markierte. Zwar spielen die Söhne des (inzwischen) Mittfünfzigers ebenfalls Fußball, allerdings nicht in Mosbach. Dennoch ist Niklas Ebert mit einem ehemaligen MFV’ler verwandt, nämlich mit Holger Haag. Der einschließlich der Zeit in Jugendmannschaften neun Jahre für den MFV aktiv gewesene Haag ist Niklas Eberts Neffe.